„Thrash Metal bedeutet für mich dem Alltag entfliehen zu können und vor der Bühne einfach mal alles zu vergessen und mit den besten Menschen auf der Welt die Sau raus zu lassen“
Heute gibt es zahlreiche unterschiedliche Genres in der Musikwelt, aber keines hat mich jemals so sehr fasziniert wie Thrash Metal. Es knallt einfach, hat knackige Riffs, ein heftiges Schlagzeug und diese unverwechselbare Aggression. Vielleicht war es auch genau das, was mich bereits im Alter von 10 daran so faszinierte. Ich bin Daniel, Baujahr 1985 und als ich meine ersten Berührungspunkte mit dieser Art Musik hatte, war es bereits Mitte der Neunziger Jahre. Damals war mir nicht bewusst, dass
das Genre gerade in einer tiefen Krise steckte und so verfolgte ich wie viele andere zu dieser Zeit die Songs der Bands im TV und Radio. Ich fand es im ersten Moment total langweilig und orientierte mich mehr am aufstrebenden Black Metal. Danach entdeckte ich mehr und mehr rückwirkend die Alben der 80er Jahre und bekam eine andere Sichtweise auf das Genre. Die Plattencover mit den vielen bunten gesellschaftlichen Themen in Kombination mit der Härte und der Schnelligkeit der Musik verursachte in mir die gewisse „Lust auf mehr“. So holte ich mir nach und nach mehr Alben und entdeckte auch die neuen Werke von Sodom, Kreator und Destruction Anfang der Jahrtausendwende für mich. Thrash Metal spielte ab diesem Moment eine zentrale Rolle in meinem Leben.
Über die Jahre hinweg besuchte ich zahlreiche Konzerte und Festivals, erschuf neue Strukturen über ein eigenes Metal Festival im Sauerland, einem eigenen Metal Verein und einem eigenen Metal Magazin. Das wiederrum ebnete mir den Weg in die Szene. In dieser Zeit spielte auch der Thrash Metal immer wieder eine begleitende Rolle für mich und ich fragte mich irgendwann, warum es eigentlich nach gut 35 Jahren Musikgeschichte noch keine Dokumentation über dieses außergewöhnliche Musikgenre gibt. Also begann ich zu recherchieren und bemerkte schnell, dass es diverse Dokumentationen zur internationalen Szene gab, die sich aber zumeist auf spezielle Bands stützten und in denen der Einfluss der deutschen Thrash Metal Szene nur am Rande erwähnt wurde.
Irgendwann stand dann die Idee im Raum einen kurzen Film darüber zu machen, anfangs sollte sich dieser mit Tankard, Destruction, Sodom und Kreator beschäftigen und eine Länge von 20-30 Minuten haben. Die Voraussetzungen waren gut: Ich stehe seit dem Kindesalter hinter der Kamera, waren es damals noch Geburtstag, die ich drehte, waren es zu jener Zeit Image- und Kurzfilme für Unternehmen. Aber ich wollte etwas anderes machen – weg vom 0815 Denken – eine Geschichte entwickeln, auf die die Welt vielleicht gewartet hat. Also sammelte ich Anfang 2019 erste Ideen für einen potenziellen Dokumentarfilm über Thrash Metal in Deutschland. Anfang Juni machte ich während einer privaten Reise in einer Ferienwohnung direkt am Meer in Cuxhaven halt. Hier wollte ich eigentlich nur eine Nacht verweilen, daraus wurden dann ganze drei Nächte und ein kreativer Trip nach Helgoland. Ich fuhr danach mit einem ersten groben Drehbuch zurück ins Sauerland, welches ich über die kommenden Monate weiterentwickelte.
Parallel fanden aber bereits die ersten Drehs zum geplanten Film statt. Für mich persönlich war das ehrlich gesagt ein Sprung ins kalte Wasser. Es war der 27. Juli 2019 – ich war den Tag bis 6 Uhr morgens feiern und hatte mit Husky (damals noch Schlagzeuger bei Sodom) eine Drehbegleitung beim Nord Open Air in Essen vereinbart. Leicht angeschlagen fuhr ich nachmittags dort hin und drehte einfach darauf los. Zwei Wochen später das Gleiche auf dem Party.San Open Air mit der Band Traitor. Es folgten zwei, drei weitere Interviewtermine im September und Oktober und da ich ein sehr perfektionistischer Mensch bin, merkte ich schnell, dass das vorhandene Equipment nicht gut genug für meinen ersten eigenen Film war. Zusätzlich waren für mich die ersten Aufnahmen auch noch lange nicht perfekt. Während einer USA-Reise Ende Oktober entwickelte ich das Drehbuch weiter, verbesserte in den kommenden Wochen das Equipment und holte mir mit Bas und Simon zwei weitere
erfahrene Leute ins Film-Team, die mich fortan bei größeren Drehs und Live-Aufnahmen begleiten sollten. Was fehlte war nun Geld für eine Finanzierung des geplanten Projektes.
Ich wandte mich also voller Zuversicht an potenzielle Stellen für eine Filmförderung und reichte Anträge zur Finanzierung und Unterstützung des Projektes „Thrashers (R)Evolution“ (so war der erste geplante Titel des Filmes) ein. Leider hagelte es kurze Zeit später einige Absagen, entmutigen ließ ich mich davon jedoch zu keiner Zeit. Und so planten wir das Dreh Jahr 2020 bis tief in die Wintermonate hinein weiter- zum großen Teil privat finanziert. Es folgten zahlreiche Interviews verteilt in ganz Deutschland, wir schoben zu jener Zeit bereits eine Social Media Welle an, entwickelten eine Website zum Film und begleiteten die Dreharbeiten multimedial. Dadurch wurden weitere Personen auf den Film aufmerksam und schrieben uns über viele Kanäle parallel an, um im Film noch dabei sein zu können. Dem Film tat das im Nachhinein richtig gut. Es entstanden Geschichten und Protagonisten, die ich so vorher überhaupt nicht im Drehbuch berücksichtigt hatte. Daraufhin musste die Urfassung des Drehbuches angepasst werden. Im Laufe der vielen Drehs entstanden in meinem Kopf bereits erste Ideen, wie das Filmcover aussehen sollte. In fast drei monatiger Arbeit und zahlreichen Anpassungen war dieses schließlich Anfang Dezember 2020 von Künstler Axel Hermann unter dem neuen Banner „Total Thrash – The Teutonic Story“ fertiggestellt worden. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den Film auf die Menschheit loszulassen – nur die weitere Finanzierung des Projektes war noch nicht geklärt. Ich entwickelte zu jener Zeit eine Refinanzierung über drei Wege: Eine Förderung für die Postproduktion, diverse Sponsoring-Pakete und eine Crowdfunding-Kampagne. Während wir im Hintergrund weitere Interviews drehten, konnte man den Film bereits in drei exklusiven Paketen vorbestellen. Und obwohl uns die Förderung seitens des Landes ein zweites Mal verwehrt blieb, waren alle 775 Pakete bis Ende Mai ausverkauft. Danach wurde es ziemlich ruhig um Total Thrash. Ich zog
mich nach Köln über Wochen hinweg zum Schnitt des Filmes zurück. Hier wurde das Drehbuch in zahlreichen Diskussionen und kreativen Denkansätzen nochmal komplett verändert und weiterentwickelt. Es entstand fast eine Art „neuer Film“ durch die großartige Arbeit meiner Cutterin Nicole. Es folgte das Sounddesign durch Holger, das Grafikdesign über Marc, das Colorgrading über Felix und die Endmischung über Christoph. Im Hintergrund entwickelte sich begleitend ein großartiges Team, welches den Film aus heutiger Sicht durch ihren Einsatz und ihre freundschaftliche und zum Teil ehrenamtliche Unterstützung zu dem gemacht haben, was er ist.
Ende 2021 stehe ich nun kurz davor meinen ersten eigenen Film in den Händen zu halten, wahrlich für mich ein sehr emotionaler Moment. Es war immer mein Ziel einen eigenen Film zu drehen und dass dieser nun auch noch über mein
Lieblings-Genre sein würde und ich parallel alle musikalischen Vorbilder als begeisterter Thrash-Metal-Fan kennenlernen konnte, vereint schon mehrere Lebensträume für mich in einem Projekt. Nun gehen wir in die Planung einer 30-tägigen Kino- und Clubtour quer durch Deutschland und ich freue mich bereits darauf viele Gesichter der Dreharbeiten und viele liebgewonnene Freunde und Bekannte wieder zu sehen.